Westcoast
Sublime -
- Amerikanische
Natur-Landschaften
- in
Kalifornien und Nevada
Als
ästhetische Kategorie taucht der Begriff »Sublime« zuerst
in der engli-
- schen
Frühromantik auf. Dort bezeichnet er die Ehrfucht gebietende, aber
- auch
Schrecken einflößende Wirkung gewisser Phänomene - vor
allem in
- der
unberührten Natur: wie die Ödnis von Wüsten, das Chaos von
Wildnis,
- die
Majestät von Bergriesen etc.
Inbegriff
des »Sublimen« waren lange Zeit die Hochalpen, später
- als sie
- für
Touristen per Eisenbahn zugänglich wurden - die Rocky Mountains und
- Salzwüsten
im Westen der USA.
Den
amerikanischen Malern, die »sublimen« Vistas des Westens auf
Lein-
- wand
bannten, hat jüngst die Tate Gallery in London eine große Überblicks-
- schau
gewidmet. Titel »American Sublime« - siehe Link gleich unten
Zeitgleich
mit diesen Malern waren auch die ersten Fotografen in Amerikas
- Westen
unterwegs, um die Majestät unberührter Natur zwischen Mississipi
- und
Pazifik auf großformatige Glasplatten zu bannen, darunter William
Henry
- Jackson,
Timothy O'Sullivan und Eadweard Muybridge. Siehe Link unten
Im
20. Jahrhundert haben an diese Tradition der »heroischen Landschaft«
- vor
allem Fotografen aus Kalifornien angeknüpft, allen voran Ansel Adams,
- dem
wir in diesem Portfolio-Teil ein eigenes Dossier gewidmet haben.
Auf
Ansel Adams folgte in den 1970er Jahren die Gruppe der »New Topo-
- graphers«,
die alles Pathos, das die Aufnahmen von Adams für kritische
- Geister
hatten unerträglich hatte werden lassen, abstreiften und zum lako-
- nisch-sachlichen
Dokumentarstil der Pioniere amerikanischer Landschafts-
- fotografie
wie William Henry Jackson und Timothy O'Sullivan zurückkehrten.
Zur
Gruppe der »New Topographers« gehörte nebem den Kailfornier
Lewis
- Baltz
auch Richard Misrach. Ihr Thema war die Zerstörung der natürlichen
- Landschaft
des Westens durch »resort towns« bei Baltz und Testgelände
- des
US-Militärs bei Misrach. Aus diesem gesellschaftskritischen Ansatz
im
- Frühwerk
Misrachs ergeben sich jetzt Schwierigkeiten für den Künstler.
Richard
Misrach
- Desert
Cantos
Als
Misrachs Hauptwerk gilt der Werkblock der »Desert Cantos« -
eine
- unabgeschlossene
Serie von Aufnahmen aus den Wüsten im Grenzgebiet
- von
Kalifornien und Nevada. Dieser Werkblock hat ihn auch in Deutsch-
- land
so bekannt gemacht, daß ihm die Deutsche Gesellschaft für Photo-
- graphie
[DGPh] letztes Jahr ihren Kulturpreis verlieh - siehe Link unten
Von
den neueren Aufnahmen der »Desert Cantos« gibt es im Netz zwei
- repräsentative
Portfolios. Zum einen bei der Edelman Gallery in Chicago -
- zum
Start auf das Thumbnail gleich unten klicken
und
zum anderen bei der Fraenkel Gallery in San Franciso - zum Start auf
- das
Thumbnail gleich unten klicken
Wer
sich beide Portfolios angeschaut hat, wird beeindruckt sein von der
- farblichen
Delikatesse dieser Fotografien, bei denen die Landschaft nur
- noch
Vorwand zu schein scheint, um prächtige, um nicht zu sagen »sub-
- lime«
Farbsymphonien zu komponieren.
Von
den kritischen Intentionen der »New Topographics« ist das natürlich
- meilenweit
entfernt. Und genau das machen viele Kritiker Misrach jetzt
- zum
Vorwurf: er sei »soft« geworden, seinen früheren Anliegen
untreu,
- und
auf diesem Weg bei einer Art gehobener Kitschpostkarten-Fotografie
- gelandet,
die ökomisch zwar erfolgreich sein dürfte, ästhetisch aber
eine
- Sackgasse
bedeute. Lesen Sie zu dieser Debatte die kleine Textsamm-
- lung
mit unterschiedlichen Stimmen gleich unten.
Für
die Leser, die jetzt neugierig geworden sind auf Person und bisheriges
- Oeuvre
Misrachs haben wir noch ein paar zusätzliche Links zu diesem Fo-
- tografen
zusammengestellt. Wer lieber gleich zum folgenden Künstler wei-
- terspringen
möchte, sollte diese Seite hochscrollen, bis wieder schwarzer
- Lauftext
erscheint.
- American
Landscapes
Anders
als die Misrachs haben Weselys Aufnahmen kalifornischer
- Landschaften
noch keine kritische Reaktion in USA hervorgerufen.
- Denn
dort ist er dort noch nahezu unbekannt - und das, obwohl seine
- Versionen
des »Westcoast Sublime« denen Misrachs in puncto Far-
- benkulinarik
in nichts nachstehen.
Zu
ähnlichen Ergebnissen kam Wesely freilich auf ganz anderen Art
- als
Misrach, völlig unvorbelastet durch die Tradition amerikanischer
- Landschaftsfotografie,
die er vermutlich nicht einmal kannte und zu
- kennen
brauchte, um die spezifische Vision für seine »Amerikani-
- schen
Landschaften« zu entwickeln.
Weselys
Markenzeichen ist nämlich sein Werkzeug, die Arbeit mit
- dem
einfachsten aller fotografischen Aufnahmeapparate - der Loch-
- kamera.
Zuerst
hat er mit ihr den Faktor Aufnahmezeit thematisiert. Üblicher-
- weise
bemißt sich diese Zeit in Minuten und Sekunden. Bei Weselys
- frühen
Arbeiten in Stunden, Tagen, sogar Jahren.
So
hat er bei seinem bislang bekanntesten Projekt die Entstehung des
- neuen
Potsdamer Platzes in Berlin dokumentiert. In Aufnahmen mit Be-
- lichtungszeiten
von jeweils 2 Jahren.
Zum
Signum solcher Langzeitaufnahmen wird, daß alles Ephemere
- aus
dem Bild verschwindet und Platz macht für das Konstante oder,
- wie
beim Potsdamer Platz, das langsam und stetig Wachsende.
In
seinen neueren Werkserien hat Wesely den Focus gewechselt -
- weg
vom Thema »Zeit« hin zum Thema »Farbe«. Dazu ersetzte
er
- die
Lochblende seiner Kamera durch eine Schlitzblende.
Und
wieder sind Topografien sein Sujet. Hatte die Lochblende noch
- »realistische«
[d.h. perspektivische] Ansichten der fotografierten Orte
- geliefert,
so reduziert die neue Blende das fotografierte Motiv zu ver-
- tikalen
oder horizontalen Streifenmustern.
Die
Aufnahmen des hier vorgestellten Portfolios entstanden 2001 bei
- einem
mehrmonatigen Reisestipendium im Westen der USA.
Abgezogen
als Diasec-Prints im Format 125 x 200 cm, vermitteln diese
- Bilder
sicher nicht weniger Anmutung des »Sublimen« als verwandte
- Farbfeld-Leinwände
eines Barnett Newman etwa oder Mark Rothko.
Weselys
»amerikanischen Landschaften« fanden wir auf der Home-
- page
der Galerie von Walter Storms, München, der Hausgalerie des
- Künstlers.
Zum Start dieser Bildergalerie gelangt man abermals durch
- Klick
aufs Thumbnail gleich unten