Von Display bis Imageneering.
      Codes und Kontexte digitaler Bilder

      Eine Vortragsreihe der Fächergruppe Kunst-
      und Medienwissenschaften
      Verantwortlich: Hans Ulrich Reck und Stefan Römer
      Overstolzenhaus, Rheingasse

    Die Vorträge befassen sich mit dem Thema digitale Bildfunktionen und ihre
    Kontexte. Sie stehen vor allem unter der Frage: Was sind die Codes? Und:
    Wie werden sie definiert? Kann man aus den flutartig erschienenen Antho-
    logien zum Thema »Bild« vor allem erfahren, dass die dort interdisziplinär
    versammelten Theorien wenig gewinnbringend für die einzelnen Forschungs-
    disziplinen sind, so ist wohl unbestritten, dass Bilder als massenmediale Er-
    scheinung im letzten Jahrzehnt extrem an Bedeutung zugenommen haben.
    Vermutlich muss man von dem Anspruch Abschied nehmen, dass mit einer
    Theorie alle Bilderscheinungen erklärbar sind. Es geht bei dieser Vorlesungs-
    reihe auch um eine Reflexion der zehnjährigen Erfahrungen an der KHM mit
    der Ausbildung in allen Bereichen der Bildkonstruktion. Aus der Sicht der
    Kunst und der visuellen Kommunikation werden Fragen der Bilder, der digi-
    talen Bildtechnologien sowie der institutionellen Kunst- und Gestalteraus-
    bildung diskutiert. Dabei wird auch die vor zehn Jahren etablierte Idee von
    der Kunstausbildung mit »Neuen Medien« im mittlerweile veränderten künst-
    lerisch-wissenschaftlichen Kontext befragt.
      Die Vortragsreihe wird durch eine Einführung in das Thema und
    eine Schlussdiskussion nach dem letzten Vortrag begleitet. Der einzelne
    Vortrag wird jeweils mit einer kurzen Zusammenfassung der vorherigen
    Vorträge eingeleitet. Diese Vortragsreihe ist Bestandteil des Forschungs-
    projekt »Informatik, künstlerische Praxis und Kunstheorie der digitalen Bild-
    technologien«, das Teil des bundesweiten Forschunsprojekts »Kulturelle
    Bildung im Medienzeitalter« der Bund-Länder-Kommission ist.

        Die einzelnen Vorträge

        Hans Dieter Huber -
        "Ästhetik der Irritation"
        am 7. Mai 2002
    Der Vortrag fragt nach der spezifischen Differenz von künstlichen Bildern
    zu alltäglichen Wahrnehmungssituationen. Die Differenz wird bemerkt und
    irritiert als solche. Die Frage stellt sich, wie ein Beobachter mit dieser Irrita-
    tion umgeht, welche kognitive und soziale Funktion solche Irritationen für
    die Entwicklung von Gesellschaft haben und welche Rolle Codes und Pro-
    gramme dabei spielen.
      Hans Dieter Huber ist seit 1999 Professor für Kunstgeschichte der
    Gegenwart, Ästhetik und Kunsttheorie an der Staatlichen Akademie der
    Bildenden Künste Stuttgart. Nach einem Studium der Malerei und Grafik an
    der Akademie der bildenden Künste in München sowie der Kunstgeschichte,
    Philosophie und Psychologie in Heidelberg promovierte er im Fach Kunstge-
    schichte mit der Arbeit System und Wirkung. Interpretation und Bedeutung
    zeitgenössischer Kunst (München 1989).

        Claus Pias -
        "Bilder der Steuerung"
        am 21. Mai 2002
    Die Information digitaler Bilder läßt sich auf verschiedenste Weise gestalten,
    skalieren und optimieren. Ihre Konstruktionen oder Abstraktionen dienen da-
    zu, Kompliziertes einfach und Langsames schnell zu regeln und zu kontrol-
    lieren. Und es spricht einiges dafür, daß die originäre Leistung digitaler Bild-
    formen nicht im Fotorealismus Hollywoods zu suchen ist, sondern überall
    dort, wo ihr Vergessen Grundlage effektiver Verwaltungstechniken ist.
      Claus Pias ist Medienwissenschaftler an der Bauhaus Universität
    Weimar. Arbeitsfelder: Technikgeschichte, Medientheorie. Veröffentlichun-
    gen: Kursbuch Medienkultur (mit J. Vogl / L Engell), Stuttgart 1999; Computer
    Spiel Welten, München 2002; Mitherausgeber mehrerer Buchreihen

        Tom Holert -
        "Globalizität. Codes und
        Repräsentationen des Globalen "
        am 4. Juni 2002
    Welche Role spielt das Globale in den Image-Strategien von weltweit ope-
    rierenden Marken? Die phantasmatischen Info/Lifestylekulutren, die Konzerne
    wie Nike oder Microsoft produzieren, um Märkte erfolgreich auf Milieus ab-
    zubilden (und umgekehrt), basieren auf Mythologien des Branding und der
    Globalisierung. So entstehen Selbstbeschreibungen, die permanent zwischen
    dem Besonderen und dem Allgemeinen, dem Lokalen und dem Globalen, der
    Differenz und der Identität usw. vermitteln. Entscheidende Funktionen in die-
    ser mythologischen Vermittlungsarbeit übernehmen Bilder ? nicht zuletzt das
    Bild des Globus.

        Saberth Buchmann -
        "Unauffällige Verwandte"
        am 2.Juli 2002
    Künstlerische Arbeiten aus dem Umfeld der sog. Conceptual art werden er-
    örtet, die in der Zeit zwischen 1968 und 1972 entstanden sind: Denn kenn-
    zeichnend für diese spezifische historische Phase sind Entwürfe einer auf
    Information gegründeten Phänomenologie der Wahrnehmung, die eine im ho-
    hen Maß ambivalente Auseinandersetzung mit einem explizit technisch co-
    dierten Informationsbegriffs zu Tage befördert, der beispielhaft von der da-
    mals populären Art&Technology-Bewegung vertreten wurde.
      Sabeth Buchmann, Kunsthistorikerin, künstlerisch-wissenschaftliche
    Mitarbeiterin an der Universität der Künste, Berlin; z.Zt. Teilzeitvertretungs-
    professorin an der der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, regelmä-
    ßige Veröffentlichungen in Kunstzeitschriften; Mitherausgeberin der Künst-
    ler/innenzeitschrift "A.N.Y.P.", Dissertation zum Thema: "Technologie als
    kulturelle Konstruktionslogik: Exemplarische Analysen zum Produktionsbe-
    griff in der Conceptual Art", Mitherausgeberin des Readers "geld*beat*syn-
    thetik*, Berlin/Amsterdam 1996

        Kontakt : Dr. Stefan Roemer
        Kunsthochschule für Medien
        Peter-Welter-Platz 2
        D-50676 Koeln
        0049-221-20189-320